Zwischen Spessart und Rhön

Veröffentlicht am 3. Oktober 2024 um 14:00

Heute mal Wissenswertes über mich...

Geboren und aufgewachsen in Würzburg, also ein richtiger Stadtmensch, Träume wie:

Beruf, Studium und Karriere hatte auch ich. Aber da kam das Leben dazwischen, stattdessen erstes Verliebtsein mit Schwangerschaft, nach der Entbindung war der Mann dann weg. Das heißt alleinerziehend, kein Geld, kein Auto, kein Job und eine Wohnung die man sich nicht mehr leisten kann. Dann Umzug in eine Sozialwohnung und dauernd bei Mutti, das alles war so nicht geplant, Träume wie Familie, Haus, Garten, alles weg.

Zufällig an einem schönen Sommertag, begegnete ich meinen jetzigen Mann in einem Studenten Café, war zwar keine Liebe auf den ersten Blick, aber die Stimme, wow, und zuhören konnte er auch ganz tut, so musste er herhalten für meinen ganzen Trennungsrotz „Der arme, aus heutiger Sicht“. Aber er war hartnäckig und ausdauernd, bis ich dann doch wusste, dass ist er jetzt. Also wieder der Traum vom Familienglück, Umzug auf Land, „Zwischen Spessart und Rhön“, die Natur hier umwerfend, viel Mischwald, große stattliche Eichen, Buchen und Tannenbäume so weit das Auge reicht. Ihr müsst wissen euer Tannenbaum, den ihr an Weihnachten im Haus stehen habt könnte von hier aus dem Spessart kommen, ja da wohne ich jetzt, Rehe, Wildschweine, Hasen und sonstige Waldtiere kann man wenn man leise genug ist beim Spazieren gehen durch den Wald entdecken. Zu den Nachbarn habe ich mindestens 50 m Abstand, das heißt keiner regt sich auf wegen Rauchbildung vom Grill, Mittagsruhe, kein Problem, da wird schon mal Rasen gemäht, weil es niemand stört und spielende Kinder, ja hier auf dem Land ist alles erlaubt. Hier muss man Leben, hier ist Heimat.

 

Die Landwirtschaft, die Natur und das Familienleben, das passte alles aber meine Eltern gegen die meines Mannes auszutauschen war schon verdammt schwer. Nicht nur dass ich alles falsch machte, ich gehörte laut ihnen einfach nicht daher. Ein Ehejahr prophezeiten sie uns und jetzt haben wir schon mehr als 25 Jahre geschafft, wie sagte der Pfarrer damals vor dem Altar, „In guten wie in schlechten Zeiten“, da wusste ich aber nicht, dass die Schwiegereltern damit gemeint waren. Gott sei Dank hat mein Mann immer zu mir gehalten, ich glaube ich wäre tatsächlich ausgerissen aus dieser Familienkonstellation, wenn dem so nicht gewesen wäre.

 

Oh mein Gott! Nun kann es nicht mehr schlimmer werden!

 Leben: HIHIHI! Ich sehe was, was du nicht siehst!

So suchte ich während des Familiendaseins immer wieder Beschäftigung, um den Schwiegereltern größtenteils aus dem Weg zu gehen. Da ich in meinem Beruf erstmal nicht unterkam, war ich für eine längere Zeit mit Putzdiensten beschäftigt, in einer Suchthilfe für erwachsene Menschen habe ich danach auch Erfahrung sammeln dürfen. Da das Thema Mindestlohn damals noch nicht so aktuell war und man ja doch das eine oder andere brauchte wechselte ich wegen des schlechten Verdienstes doch wieder die Stelle.

Auch die Erziehung mit den Kindern wurde immer leichter denn nun gingen sie schon selbständig mit dem Bus zur Schule, bei den Hausaufgaben am Nachmittag war ich ja wieder zu Hause. Da bekam ich die Möglichkeit zu einer Pflegehelfer- Ausbildung und habe danach dann auch in einem Bezirks Pflegeheim für Alkohol- und Suchtkranke angefangen, hatte ja schon Erfahrung mit dieser Krankheit machen dürfen und bin dann auch gleich eingestellt worden.  Ich muss euch sagen, die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht, und wenn meine Jungs nicht so tüchtig und selbständig zuhause gewesen und mein Mann nicht, dass eine oder andere getan hätte, hätte das mit dem 3-Schicht System eher nicht geklappt.

Waren die beiden doch erst 10 und 13 Jahre wie ich dort angefangen habe, und doch habe ich mich in dieser Zeit weiterentwickelt und den Fachbegleiter in Psychiatrie absolviert und etliche Schulungen in Persönlichkeitsentwicklung, Mentorin und Pflege besucht. Wollte ich doch den staatlich geprüften Altenpfleger doch nachholen, wäre auch vom Arbeitgeber bezahlt worden, aber leider hat mir diese Möglichkeit eine ganz junge Blondine, Alleinerziehend weggeschnappt. Damit hatte ich leben können, aber als sie dann nach 3 Monaten alles hingeschmissen hat, war ich dann doch ein wenig auf meinen damaligen Chef verärgert, der mich wegen meines Alters und der Familiensituation nicht dafür geeignet hätte.

 

Es kommt immer anders als man denkt.

Vielleicht war es für etwas gut, ich habe in der Pflege nun 9 Jahre gearbeitet und wurde 24/7 mit Schmerzen geplagt, bin in der Nachtschicht schon oft mit den Knien die Treppe rauf gekrabbelt bis dann endlich zu meiner jetzigen Krankheit Fibromyalgie noch die Diagnose Endometriose kam, und nach der Entfernung der Gebärmutter alles besser werden sollte. Aber wahrscheinlich hatten die nicht bedacht das mein Schmerzzentrum im Gehirn dann doch nichts vergisst, und somit waren die regelmäßigen Schmerzen dann kurze Zeit danach auch wieder präsent.

Aber durch die ganze Arbeit, der Familie, Garten, Landwirtschaft und was sonst noch so zu erledigen ist, hatte ich kaum Zeit darüber nachzudenken, ich funktionierte einfach nur noch, kam aus dem Hamsterrad einfach nicht heraus und so verging dann doch Tag um Tag. Also wurde ich erstmal für 5 Wochen wegen der OP und den Schmerzen auf REHA geschickt, ach wie war das schön, Zeit… so viel dass man zwischen den Anwendungen gar nicht wusste was man da tun sollte, war der Tag sonst mit Arbeit gefüllt hatte man hier nichts, also ging ich laufen, Frühs, Mittags und Abends, wann immer ich Zeit hatte, so entdeckte ich die Liebe zur Natur, war sie doch schon immer da, nur hatte ich sie vor lauter Arbeit und Verpflichtung nie gesehen, aber dass sollte sich jetzt ändern. Durch die vielen Gespräche mit Therapeuten und Ärzten wollte ich so einiges im Leben ändern, Yoga, Spazieren gehen, mehr Zeit für mich, ja das wollte ich so angehen.

 

Mir Zuversicht und Hoffnung lassen sich

alle Stürme des Lebens überstehen.

Ich war nicht lange von der Reha zuhause da bemerkte ich, meine Fühler waren wieder klarer uns ich sah wieder was um mich geschah z.B., dass es meiner Mutter gesundheitlich auch nicht gut ging. So besuchten wir die Ärzte, um die Ursache herauszufinden. Meine Mutter wurde wieder vom Krebs heimgesucht, was für ein Schicksal. Und wieder durfte ich auf meine Familie hoffen, die Jungs mittlerweile 20 und 23 immer noch zu Hause wohnend, wechselten sich mit meinem Mann und mir mit der Pflege meiner Mutter ab. Mittlerweile im 2-Schicht-System im Pflegeheim konnte ich mich dann größtenteils die Zeiten aussuchen, sodass es zuhause auch gut lief, mein Mann im Home-Office konnte dann auch mal nachsehen und die Jungs haben dann nach ihrer Arbeit ihre Oma Wünsche von den Augen abgelesen. Dadurch dass die Ärzte ihr nicht mehr viel Zeit gaben, haben wir sie von ihrer Stadtwohnung zu uns nach Hause aufs Land geholt, erst hat ihr das gar nicht gefallen, Abschied vom Garten und Haus. Aber ich glaube tief im inneren hat sie die Zeit die täglich mit der Familie waren dann doch genossen, wünschten wir ihr gerne noch ein langes Leben, auch ihr Lebenswille war größer als der Krebs, aber wenn diese scheiß Krebsfresszellen erstmal sich überall im Körper ausgebreitet haben dann kann der Lebensmut im Gehirn und Herz nicht mehr viel ausrichten.

 

Nach dem Tod meiner Mutter wurde auch noch mein Schwiegervater Pflegefall und das Hamsterrad drehte und drehte sich dann wieder, keine Aussicht auf etwas Ruhe und Einsamkeit. Ich wollte flüchten habe dann meine Arbeit gewechselt in der Hoffnung, dass etwas besser wird, Pflege mit behinderten erwachsenen und Jugendlichen in einem Wohnheim. Hörte sich schon mal besser an, aber die versprochenen Arbeitszeiten blieben nicht lange von Bestand. Frühschicht bis 10.00 Uhr dann manchmal noch am selben Tag Spätschicht von 16.00 bis 22.00 Uhr, das ist wirklich kein Leben, die Fahrtzeit 2x am Tag, die Arbeit zuhause blieb mehr oder weniger liegen, Schwiegervater pflegen, zwischendurch mal Power Napping, Essen kochen, Haushalt und dann wieder Arbeit. Also ehrlich gesagt hatte ich mir die Besserung anders vorgestellt.

Ein Jahr, genauso lange wie die Pflege meines Schwiegervaters, habe ich es in der neuen Stelle ausgehalten. Wieder krempelte ich nach dem Tod alles um, neue Vorsätze, neue Arbeit und wieder der Wunsch nach mehr Zeit und etwas Ruhe.

                                           

Es kommt der Tag, der alles lösen wird.

Endlich hatte ich Anstellung in meinem erlernten Beruf (Kinderpflegerin) gefunden, warum nicht, habe ich doch zwei prächtige Söhne erzogen, meine Mutter und meinem Schwiegervater bis zum Tode gepflegt, Haushalt, verschiedene Berufe ausgeübt, Landwirtschaft mit Ehemann so nebenbei, mehr Erfahrung geht nicht für diesen Beruf. Ja, sie haben mich genommen, aber der Start war nicht einfach, im wahrsten Sinne: so ein Kindergarten! Dachte ich, ich kann erziehen und pflegen, aber dauernd war jemand hinter mir zum Kontrollieren oder Korrigieren. Schlimm!

Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, dass ich endlich ankam, vielleicht 2 Jahre?

Egal aber das Schicksal schlug wieder zu, diesmal nicht nur bei mir, alle…. Hats erwischt.

CORONA war der Übeltäter.

Diesmal waren es die Behörden, die einem das Arbeiten erschwert haben, mit Handschuhen, Masken und das dauernde Desinfizieren, von Händen, von Spielsachen, Möbeln und ach was weiß ich von noch allem. Aber das schlimmste stand uns allen noch bevor, Kontaktverbot von Familienangehörigen, von Kindern, die schon ausgezogen waren, ich glaube, wenn meine Mutter nicht am Krebs gestorben wäre, dann hätte sie das Corona mit Kontaktverboten umgebracht. Möchte gar nicht mehr danach zurückdenken, den ein jeder drehte am Rad um veränderte sich, da merkt man dann im Nachhinein, das wir auch nur ein Herdentier sind und Menschen um uns brauchen.

 

Wenn du auf der Schattenseite stehst,

denke daran, die Welt dreht sich.

Aber so richtig schön war es dann nach Corona auch nicht mehr in der Arbeit, so wechselte ich wieder, bekam die Möglichkeit in der Nachbarschaft in den Kindergarten zu wechseln. Die Pluspunkte des Wechsels machen sich auf jeden Fall auf dem Konto bemerkbar, so müsste ich jetzt mehr Lebenszeit haben, aber ich weiß auch nicht. Entweder werde ich älter und schaffe nicht mehr alles oder meine Krankheit raubt mir die Kraft zum Leben und Arbeiten. Ich bin nur noch müde und erschöpft, gehe Frühs arbeiten, mache danach Haushalt, Garten, Ausbildung Kräuterpädagogik, Kochen, Landwirtschaft und schon ist wieder Abend.

                             

Früher war alles besser.

Da war der Abend nicht so früh und die Kraft nicht so schnell weg, ich weiß auch nicht. Seit zwei Jahren bin ich nun auch Oma, freue mich immer wieder, wenn sie das Wochenende kommen, aber die saugen mich aus wie Blattläuse, ausgelaugt fühle ich mich dann Sonntag Abend und frage mich wo ist das Wochenende geblieben. Obwohl ich die Hausarbeit und das Wäsche waschen schon liegen lasse, bin ich trotzdem platt. Und der Wochenwahnsinn beginnt von vorn 24/7 bis dann doch mal ein freies Wochenende da ist, man nimmt sich dann wahrscheinlich zu viel vor, hat schon seine Liste gemacht:

Rasen mähen Fenster putzen, Großeinkauf, Bügeln, Schatz verwöhnen, Wellnessbad - ach die Liste hat kein Ende und dann verausgabt man sich am Samstag mit den arbeiten und Sonntag, ist man gefühlt Tod und liegt regungslos da. Und der Mann, mmmh der wartet auf das Verwöhnen.

 

Auch ein Kämpferherz hat irgendwann keine Kraft mehr.

Die Lösung muss her, tja von den Kräutern und Seifenausbildung habe ich schon geschrieben, es ist wirklich schwer sich da Zeit für das Rausgehen zu nehmen, oft wird auch am Sonntag Grünes gepflügt, gesammelt, getrocknet, Salben gerührt oder Tinkturen angesetzt.

 

Mein Traum: Liebe, was du tust, tue was du liebst.

 

Ich glaube ich war im früheren Leben Nomade, nur am Flüchten und Wechseln.

Mein Traum von der Selbständigkeit, selbstgemachtes nicht nur meiner Familie und Freunden zu schenken, sondern mit Erfolg zu verkaufen, und dass auch die da draußen von den Dingen hingerissen sind von der Pflanzenmedizin so wie ich. Das wird neben meiner Arbeit zwar nicht leichter, macht aber verdammt viel Spaß. Und die Aussage meines Mannes: Du musst damit kein Geld verdienen können, Hauptsache die findest Erfüllung und hast Freude damit, macht so vieles leichter. Im Herzen und so auch, wo das alles hinführt, weiß ich noch nicht, aber eins weiß ich. Ich mache weiter, obwohl ich oft müde und schlapp bin, aber ich habe ein Ziel und das macht mich dann wieder stark. Und wenn dann mein Mann dann auf Sonntag mit raus zum Beeren sammeln geht, danach Beeren säubern hilft, motiviert mich das immer mehr das darf man seine Träume doch nicht einfach platzen lassen.

 

Perfekt ist das Leben nie,

aber es gibt Menschen, die es perfekt machen.

 

Eigentlich wollte ich nur kurz von mir erzählen, aber bei 50 Jahren ist das Leben dann doch nicht kurz, beim nächsten Mal dann wieder Kräuterquatsch.

 

Als Lese Bonus heute mal ein Rezept für ein Wellness-Bad, denn nach so viel Leben, braucht auch ihr Auszeit:

Entspannendes Badesalz

500 g Totes Meer Salz, 2 EL Natron, 2 EL Mandelöl, 2 EL getrocknete Kräuter/ Blüten (pulverisiert) wie Rosenblätter, Lavendelblüten oder Zitronenmelisse und Kamille, wer Duft mag dann noch 5 g ätherisches Öl wie Rose / Geranium oder Vanille.

ACHTUNG! Badesalz recht für mehrere Vollbäder. Dann bitte ins laufende Badewasser geben, 20 min. Badedauer nicht überschreiten, danach Haut leicht trocken tupfen und mit einer warmen Tasse Tee gemütlich nachruhen.

 

Genieße die kleinen Dinge,

sie machen das Leben großartig.

 

Ich hoffe ich habe euch nicht gelangweilt und ihr schaut beim nächsten mal wieder rein.

Liebe Grüße

Eure Yvonne

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